Es wird einmal ein Land sein

Oft beginnen Geschichten aus der Märchenwelt mit:“Es war einmal…“.

Der verklärende Blick in eine längst vergangene Zeit schützt nicht nur den Autor vor etwaigem Ungemach der gerade an der Macht Befindlichen, sondern verleitet den Lesenden oder Zuhörenden sogleich in eine aufmerksame Haltung, die beruhigt und vielleicht sogar auch etwas gespannt ist, die Geschichte aufzunehmen. Es ist ja längst vergangen. Etwaige aktuelle Bezüge entstehen wenn erst beim Lesen und dann Nachdenken über das Gelesene, wenn überhaupt.

Nun gibt des aber auch Geschichten, die beginnen etwas anders.

Sie beginnen mit:“Es wird einmal sein!“

Dieses ist eine davon.

Es wird einmal ein Land sein.
Ein Land, dessen Bewohnerinnen eine sehr dunkle Zeit erlebt hatten.
Sie hatte sie in Streit miteinander und mit allen sie umgebenden Völkern geführt.
Ein Land, das zuvor von allen dort Lebenden gehegt und gepflegt worden war, verwandelte sich binnen kurzer Zeit in eine Wildnis. Eine Wildnis nicht nur in der Landschaft, sondern auch in den Herzen und Köpfen der dort lebenden Menschen.

Doch einige wenige lebten anders. Sie schützten sich gegenseitig und hegten ihr Land nach alten Traditionen und konnten es so auch vor dem Zerfall bewahren und sich davon gut ernähren.

Wenn man sie fragte, weshalb sie das taten, bekam man allenthalben dieselbe Antwort. Sie erzählten von einem Mann, der von den Mächtigen des Landes immerdar verfolgt worden war. Als Grund für diese Verfolgung gaben sie an, er habe Geschichten geschrieben. Er soll ein friedliebender Mensch gewesen sein, doch seine Worte waren schärfer als jedes Schwert, wie sie alle sagten. Und bevor er über die Brücke ging, hatten einige von ihnen seine Texte noch in Papierform gesichert. Seitdem lasen sie oft in seinen Geschichten. Sie gaben ihnen Einblicke in die Geschehnisse vor dem Zerwürfnis und dem Wüstfallen großer Teile der sie umgebenden Landschaft.Aber sie gaben ihnen auch Hoffnung, denn dieser Mensch hatte viele Hinweise gegeben, wie man sich weiterhin ernähren und eine nachhaltige Kulturlandschaft aufbauen kann.

Eine hoffnungsvolle Geschichte bzw. eine ganze Serien davon lautete: Es wird einmal!

Es wird einmal ein Land sein
Ein Land, in dem es eine Verfassung gibt, die für alle gleichwertig ist.
Ein Land, das in seinen institutionellen Gegebenheiten für alle seine Bewohner transparent ist.
Niemand hat mehr Rechte als der Andere. Niemand kann sich auf Kosten der anderen bereichern, denn alles ist erkennbar und nicht verborgen vor den Fragen der Menschen.

Es wird einmal ein Land sein.

Ein Land, in dem alle gleich behandelt werden vor dem Gesetz. Niemand stellt sich ausserhalb dieser Grundregel.
Ein Land, das seine Bewohner respektiert und fördert.
Ein Land, das Zu- und Einwandernde erst interniert, dann identifiziert und dann – wenn das erledigt ist und positiv beurteilt werden kann, mit einem herzlichen Willkommen integriert.

Es wird einmal ein Land sein.

Ein Land, das ihr so lieben werdet, wie ich und du selbst es liebt.
Ein Land, das niemanden angreift,
ein Land, das an keinem Krieg teilnimmt und keine Waffen an andere verkauft.
Ein Land, das Handel betreibt und viele sehr werthaltige Produkte herstellt.
Ein Land, das seine Grenzen so schützt wie jedes andere freie Land, weil es schützenswerte Bürgerinnen aufweist.
Ein Land, das daran interessiert ist, das alle seine Bürgerinnen freien Zugang zu Bildung haben und ihre eigenen Lebenswege gestalten können, unabhängig von Hautfarben, Geschlechtszugehörigkeiten, Herkunft und Religionszugehörigkeit. Ein Land, das jeden vor dem Gesetz bleich behandelt und die Verstöße gegen diese Freizügigkeit damit ahndet, dass die Opfer der Übergriffe durch die Strafmaßnahmen zumindest die Schadenshöhe vollständig ausgeglichen bekommen. Selbst die für den Schutz zuständigen Menschen, müssen sich ggfs. rechtfertigen für ihre Taten, denn niemand muss Befehle ausführen, bei denen Mitbürgerinnen nachweislich Schaden zugefügt wird oder werden kann. Und wenn sie das dennoch tun, so werden ihre Befehlshaber dafür ebenfalls zur Rechenschaft gezogen und sogar mit noch härteren Strafen belegt als die Ausführenden.Und auch sie müssen nach dem Prinzip der Subsidiarität Schadensersatz leisten.

Es wird einmal ein Land sein.

Ein Land, das die natürlichen Kräfte fördert und dahingehend lenkt, dass immer neue Lebensräume entstehen können, in denen die Vielfalt der Lebensgemeinschaften sich voll entwickeln kann.
Ein Land, das durch diese weisen Vorgehensweisen auch eine sehr vielfältige Nahrungsbereitstellung aufweist, das sowohl Tier- wie auch Pflanzennahrung umfasst und es jedem Bewohner freistellt, wie er sich und die Seinen ernähren möchte und kann.
Ein Land, das Tier- und Pflanzenwohl dem Menschenwohl gleichstellt, ein Land, das das Leben in seiner unergründlichen Vielfalt zu verstehen versucht, respektiert und den Wert der Freiheit, der freien Entfaltung schützt. 

Es wird einmal ein Land sein, das die Menschen lieben. Ein Land, das erblüht und gedeiht.

Es wird einmal ein Land sein.