Die Brücke – Teil 3 – Ein traumhafter Hintergrund

Gerne würde ich euch jetzt von einem Traum erzählen.

Es ist der beeindruckendste Traum, den ich in meinem bisherigen Leben hatte und er hat mich zutiefst berührt. Ich träumte ihn während eines Urlaub auf der Kanareninsel La Palma vor vielen Jahren. Habt ihr selbst auch den einen ganz besonderer Traum?! Ich kenne niemanden, der sich mir diesbezüglich offenbart hat, was aber auch daran liegen kann, dass meine Verwandten und Freunde so einen „besonderen und einzigartigen Traum“ noch nicht geträumt haben oder sich vielleicht diesbezüglich lieber bedeckt halten, weil „es ja nur ein Traum ist“.
Vielleicht ergeht es euch Lesenden ja ähnlich?
Zur Örtlichkeit, die ich seit diesem Traum „mit anderen Augen“ sehe, möchte ich noch ein paar Sätze verlieren. Es wundert mich persönlich nicht wirklich, denn jeder Mensch, ganz gleich wie sensitiv er oder sie auch sein mag, kann erkennen, dass die kanarischen Inseln einen spürbaren „Zauber“ haben. Die natürlichen Energien verbinden sich auf sehr beeindruckende Weise mit jedem Menschen, der sie besucht und dort verweilt. Und diese Erlebnisse sind Momente,  die sich nicht in einem gut besuchten Hotel mit vielen Menschen einstellen (so ist zumindest mein Eindruck), sondern es scheinen „Kräfte“ zu sein, die gerade dann wirken, wenn Du mit Dir alleine bist oder in einem ruhigen und freundschaftlichen Umfeld, wo Du auch alleine mit Dir und dieser ugemein beeindruckenden Szenerie der kanarischen Inseln sein kannst und darfst.

Stille ist ein Schweigen, das Dir Augen und Ohren öffnet für eine andere Welt. Oder siehst Du das anders?

Warum das nun geschilderte Traumerlebnis an dieser Stelle?

Es ist ein weiterer Baustein, der mich zu der Projektidee „Die Brücke“ veranlasst hat bzw. einen emotionalen und psychologischen Hintergrund darstellt.

Mein Traum: Ich sah mich auf eine Art Kirche oder eben ein großes Steingebäude zugehen, das einer romanischen Kirche ähnlich sah. DAs Gebäude hatte an der Schmalseite, auf die ich zuging, eine schwere Holztür, die ich langsam öffnete. Beim Öffnen schon stellte ich fest, dass das irgendwie ein kräftezehrendes Ereignis war. Es ist eine große, zweiflügelige Holztür aus hellbraunem und wettergegerbtem Holz mit drei Gefachen je Flügel und deutlich höher als ich selbst. Der große Metallgriff der Klinke ist abgegriffen und ich drücke die schwere Tür auf einer Seite auf.
Vor mir befindet sich ein langer Raum mit hellbraun-rötlichen Fliesen. Ich sehe an den Seiten rechts und links des langen Gebäudes offene Fensterbögen. Sie sind romanisch. Es gibt keine Fensterscheiben, doch von der rechten Seite scheint die Sonne schräg herein, sodass ich, nachdem sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, alles gut erkennen kann. Der Raum ist kühl und so lang, dass ich das Ende nur diffus ausmachen kann, doch ich höre Plätschern am Ende der Halle. Ich gehe neugierig auf dieses Plätschern zu und nehme wahr, dass mir das Vorangehen plötzlich schwer fällt. Ich spüre leichten Schmerz in meinen Hüften und Muskeln und denke: ”Was ist das denn?”. Dennoch schreite ich in Richtung dieses Plätscherns, aber gehe immer langsamer und merke immer deutlicher, dass sich mein Rücken beugt und mir das aufrechte Gehen unmöglich zu werden scheint.

Voller Erstaunen über dieses Geschehnis spreche ich mit mir selbst: “Was ist hier los? Was geschieht mit mir?” Ich schaue dabei „zufällig“ auf meine rechte Hand und sehe, wie sich vor meinen Augen Altersflecken und Falten auf meinem Handrücken bilden. Ich muss lachen. „Ich werde alt“, denke ich. Dieser Anblick, dabei zuzusehen, wie sich die Haut verändert, fasziniert mich ungemein. Ich empfinde keinerlei Angst oder Schrecken, sondern gehe weiter in Richtung dieses Plätscherns. Eher fühle ich Verwunderung und eine mich erheiternde Empfindung und ich beginne mehr und mehr zu schlurfen denn noch normal aufrecht gehen zu können. Ich beuge mich immer mehr und denke mir: “Das ist eben so. Ich werde alt.”
Das Voranschreiten wird eher zu einem Voranschlurfen. Ich kann meine Füße nicht mehr anheben und lache in mich hinein. „Altwerden hat mit einer deutlich schwerfälligeren Art, den Körper zu bewegen zu tun“, sage ich zu mir selbst. Dennoch komme ich voran und erkenne im Halbdunkel am Ende der Halle einen Brunnen. Den Ort, von dem aus ich das Plätschern immer deutlicher vernehme. Er ist fast so hoch wie das Gebäude selbst. Es ist wirklich ein erhabener Brunnen und die Einfassung besteht aus gemauertem, hellem Naturstein. Es
gibt ein paar Stufen, die zum Rand des Brunnens führen und rundherum gebaut worden sind. Also gehe ich weiter, oder besser ich schleppe mich Stück für Stück weiter, denn es fällt mir einfach immer schwerer bedingt durch meinen spürbar gealterten Körper. Ich kann kaum noch die Stufen zum Brunnenrand erklimmen und stöhne, da ich mich nur schwer bewegen kann und die Beine sind wie Bleigewichte geworden, ohne dass es mich aber hiert daran, meinen Weg fortzusetzen.

inzwischen bin ich an der Einfassung dieses wunderschönen großen Brunnen angelangt. Das Wasser tropft an den Rändern der drei Teller, die sich in der Mitte des Brunnens befinden, herunter. Ich kann mich nur schwerlich soweit aufrichten und stütze mich dabei an der Einfassung ab, damit ich den Kopf soweit wenden kann, dass ich den ganzen Brunnen ansehen kann.
Es riecht fantastisch nach frischem Wasser. Die Geräusche des sanft fließenden und tropfend-perlenden Wassers sind inzwischen so bestimmend, dass ich alles um mich herum völlig ausblende. Ich will nur noch eines: zum Brunnenrand. Aber es fällt mir so schwer, dass ich bei jedem Schritt, jeder Bewegung mein zunehmendes Alter verspüre. Selbst die Hände an den Rand zu bekommen und mich daran festzuhalten, ist inzwischen sehr anstrengend. Ich lächle über mich und will nur eines: an den natursteinernen Rand des Brunnens. Ich kann noch nicht einmal mehr hoch sehen, geschweige denn mich ganz aufrichten. Es geht einfach nicht mehr. Ich fühle mich richtig alt an. Meine Hände bzw. meine Finger sind etwas verbogen vom Alter und verrunzelt. Endlich kann ich mich am Rand festhalten. Ich habe es geschafft und meine rechte Hand nähert sich dem frischen Wasser. Vorsichtig tauche ich meine Finger hinein und lasse dann über beide Hände dieses frische und köstlich kühle Wasser rinnen und tauche sie dann sogar ganz ins Wasser ein.

BOOM!!

Ich zucke zusammen und schaue meine Hand an. Jung. Frisch. Glatt und kräftig. Ich fahre mir mit beiden Händen durch das Gesicht und lache von Herzen.

„Das gibt es doch gar nicht! Ich bin wieder jung!“, sage ich laut lachend und atme tief ein. Keine Schmerzen mehr in den Gelenken. Ich kann meinen Rücken vollständig gerade machen.

Ich wache auf, öffne meine Augen und bin mehr im Traum als in meinem Bett, das direkt an einem Fenster steht. Ich schaue aus dem Fenster. Es ist nebelig und die Wolken ziehen in großen Schwaden über die Landschaft. Es ist der typische, morgendliche Passatnebel. Große schwarze Vögel fliegen niedrig über die Häuser und verschwinden in den vorbeiziehenden Nebelschwaden.

Ich sage euch ganz aufrichtig, das war der abgefahrenste Traum meines Lebens. Und er begleitet mich ständig, denn seither denke ich immer wieder an ihn. Diese kanarischen Inseln haben eine geradezu magische Energie. Ich meine insbesondere die Insel La Palma, auf der ich bei meinem ersten Aufenthalt diesen denkwürdigen Traum hatte.

„Die Brücke“ ist ein Projekt, mit dem ich persönlich Danke sagen möchte. Ein Grund für die von mir gefühlte Dankbarkeit ist der euch hier geschilderte Traum. Ich empfinde eine tiefe Demut und Dankbarkeit, wenn ich an diesen Traum denke. Warum kann ich gar nicht so genau sagen. Es ist einfach so.

Ich hatte es bereits angesprochen. Eine Brücke verbindet immer zwei Seiten. Und es ist deswegen wichtig, dass wir uns den beiden Enden genauer widmen. Ich sehe auf der einen Seite unser Leben, Deines, meines, jedwedes Leben. Und auf der anderen Seite sehe ich den Ende des Lebens. Die Brücke verbindet beide Seiten miteinander. Und somit ist der Tod kein Schnitt, Abbruch sondern eher eine neue Form des Daseins. Das Ende zu diesem Bereich liegt im Nebel. Es erscheint wie „hinterm Horizont“. Doch darum soll es nicht gehen, denn das ist alles Spekulation. Dennoch gibt es inzwischen geklärte Bereiche, von denen ich euch berichten werde.

Teil 4