Es ist soweit

Wir leben in der Wendezeit! Und niemand hat jemals gesagt, dass das, was da kommt, uns allen gut tun wird.
Ich vergesse diesen Satz von Fritjof Capra niemals mehr. Es ist jetzt über 30 Jahre her. Ich studierte noch in Göttingen und habe diesen Mann in einer Ringvorlesung kennengelernt. Ja, Leute, das gab es. Universitäten hatten trotz kleiner Studiengebühren ausreichend Mittel zur Verfügung, um interdisziplinäre Ringvorlesungen für alle Interessierten anzubieten. Die größten Hörsäle waren bis auf den letzten Platz besetzt. Auf allen Gängen im Saal saßen wissensbegierige Menschen jeden Alters.

Warum erzähle ich euch das?
!. Es ist soweit !
2. Das gibt es nicht mehr, weil Politbratzen dem Neoliberalismus Tür und Tor geöffnet haben und sich dabei total megageil fanden und finden !
3. Ich und viele zehntausende Menschen haben versagt. Wir haben dagegen demonstriert, haben diskutiert und argumentiert. Wir waren zu schwach. Und das tut mir sehr leid !
4. Ich zog nach dem Studium ins Arbeitsleben. Ich hatte gelernt, verinnerlicht und war bereit, alles zu geben, um Nachhaltigkeit, Interdisziplinarität, Vielfalt, Sicherung demokratischer Entscheidungsszenarien und Gewaltenteilung, ja, um Leben in seiner ganzen Einzigartigkeit zu sichern und ihm die notwendigen Ausstattungen für ein Fortdauern zu ermöglichen.
5. Ich fand einen guten Job auf der kommunalen Ebene und wirkte so gut ich konnte. Ich verstand meinen Job darin, Organisationsformen für eine basisorientierte und damit kommunale Entwicklung zu ermöglichen. Ich habe Millionen an Fördermitteln für Unternehmen und Kommunen für meinen Zuständigkeitsbereich heranholen können. Ich kämpfte ohne Unterlass gegen auch die schon damals spürbare ministerielle Zugeknöpftheit. Und ich hatte einen Vorgesetzten, der trotz vieler anfänglicher inhaltlicher Dispute, seine schützende Hand über mich hielt, weil er sagte, ganz gleich wie Sie auch aussehen mögen, es zählen Ihre Arbeitsergebnisse. In dieser Zeit wurden meine wunderbaren Kinder geboren.
6. Das alles endete 2011 mit der Wahl eines sog. Heilsbringers einer Partei und ihrer Gesäßpflegegemeinschaften. Seitdem zerfiel alles um mich herum. Freunde, engste Kollegen, sie wendeten sich ab, um ihr Fähnchen in den Wind zu hängen und um endlich Rache nehmen zu können, weil ich sie Jahrzehnte lang zu Ordnung, Disziplin und Zielerreichung getrimmt hatte. Tja, es gefiel ihnen sehr. Endlich frei. Endlich konnte man sich selbst in Szene setzen. Nicht, dass ich sie unterdrückt hatte.Ich hatte mich selbst ständig exponiert, um ihnen auch ein finanzielles und inhaltliches Weiterkommen zu ermöglichen. Sie nannten es Zuckerbrot und Peitsche und hinter meinem Rücken brachten sie sich rechtzeitig in Stellung, um dann dem Heilsbringer Munition zu geben. Munition gegen den Kampf gegen mich, denn ich hatte es gewagt, ebenfalls zu kandidieren. Natürlich habe ich mit knapp 10% der Stimmen haushoch verloren. Wohlgemerkt als parteiloser Kandidat! Ohne jede Hilfestellung.
7. Heute, neun Jahre später, bin ich immer noch im öffentlichen Dienst. Kein Personal, abgeschoben und degradiert, keine Budgets, ständige Gängeleien. Doch ich bin noch da. Ich versorge meine Kinder, die ihre eigenen Bildungswege gehen und ich habe in neun Jahren des Widerstands fantastische und mich selbst überraschende Entwicklungen meiner Fähigkeiten gelernt.Es ist fast so als hätte man mich in die Wüste verbannt und die Wüste schenkte mir Einsichten und Fähighkeiten. Ich begann zu schreiben.Ich lernte ein Instrument spielen. Bildbearbeitung, Metallbearbeitung, Bildhauerei, Nähen, Bodybuilding.Und so danke ich den Unterdrückern, denn ohne sie wäre ich arm geblieben. So aber wurde ich immer reicher.
8. Das ist jetzt alles in den Hintergrund gerückt, denn es gibt Politfratzen, die wollen nach der für sie heilig gesprochenen Allmacht greifen. Sie zerstören alle demokratischen und damit vor allem individuell ausgerichteten Potenziale und wollen ernsthaft die Gesellschaften zerstören. Die Wirtschaften, die Kulturen, die Vielfalten, die Ökologien. Und wer steckt hinter diesen Marionetten? Ja, es sind die Pharma-und Landwirtschaftskonzerne, die internationalen Großkonzerne fast jeder Ausrichtung und sie nutzen die Myriaden an Speichelleckern, Trittbrettfahrern und Gesäßpflegern und lassen sie tanzen für sich.
9. Deswegen sage ich euch, es wird heftig und es tut auch sehr weh! Viele von euch, wir gehen in die Wüsten, weil sie uns aus dem Leben vertreiben! Und ja, ganz viele werden verdursten und verhungern,weil sie sich nicht abwenden können, obwohl sie dazu gezwungen werden. Das ist sehr sehr schlimm. Ich weiß wovon ich spreche. Man überlebt oder man geht ein. Ich weiß wie es ist, in der Wüste leben zu müssen. In der Einsamkeit. Ganz alleine. Ich möchte das wirklich jedem ersparen. Doch, und das ist jetzt wirklich wichtig, es gibt ein sehr starkes Licht der Hoffnung.
Lernt! Ja, ihr habt richtig gelesen! Lernt zu überleben! Und lernt, dass ausser Dir, ihm, ihr,mir noch Myriaden in die Wüsten gehen. Wir lernen, dass es besser ist, da draussen überleben zu lernen, als diesen Schwachsinn und diees perfide Gewaltanwendung zu ertragen.Wir alle entziehen den Gewalttätigen jegliche Grundlage, indem wir uns abwenden, ob gezwungen oder freiwillig. Und wir lernen.Jeden Tag dürsten wir nach mehr und spüren das Wenige, was uns bleibt. Doch daran wirst Du wachsen, das kann ich Dir ganz sicher sagen.
10. Und möchte ich euch etwas Trost spenden und Mut zusprechen.Der individuelle Reinigungsprozess wird zu einem gesellschaftlichen werden. Und wenn wir aus den vielen Wüsten zurückkehren, weil uns die verbliebenen Trostsuchenden und Mutigen rufen, dann werden wir eine andere Gesellschaft aufbauen.Wir haben gelernt, Lügende, Psychopathen, Verführer, Zerstörer, vermeintliche Heilsbringer, Gesäßpfleger, Trittbrettfahrer, Denunzianten und Selbstwohlsüchtige zu erkennen und wir wissen, wie man sie bannt. Mit der Wahrheit! Mit der Liebe! Mit einer im Wüstenalltag geschulten Vernunft. Und wir lieben die Entfaltung des Individuums und seine Neugierde. Sie ist die treibende Kraft für alle Neuerungen. Wir wissen darum, dem Leben in seiner ganzen Vielfalt und Einzigartig geschützte Räume zu sichern, wir haben eine Kraft im Herzen, die man getrost als eine Form der Erleuchtung, der reinigenden Askese bezeichnen darf.

Ich sage euch das hier und heute, weil es soweit ist! Folgt mir in die Wüsten, ich werde versuchen, euch zu schützen. Euch zu lehren, wie man dort überlebt. Und ihr werdet lernen, viel lernen!
Entzieht euch dem Umgemach und der Gewaltanwendung, indem ihr euch abwendet!
Und die, die bereit sind, mir als Kundschafter zu folgen, lasst uns gehen und daran arbeiten, die Gewalt, die Unterdrückung zu schädigen und auszuhungern. Unsere Vernunft, unsere Fähigkeiten und vor allem unsere Unnachgiebigkeit sind härter als alle materielle Gewalt. Wir können uns dem stellen, denn wir haben keine Angst mehr. Und wenn wir unsere Hosen vollmachen und dennoch unsere Hände fest und entschlossen zufassen, dann lächeln wir einander an als Brüder und Schwestern, die sich gewiss sind, dass wir an der Brücke eingelassen werden ohne jedwede Kontrolle. Unsere Augen haben Angst, doch unsere Hände fassen zu solange Blut in unseren Adern fliesst.
Wir haben gelernt,wie man aus Nichts blühende Landschaften baut, wir haben gelernt, wie man das leidende Gras unter den streitenden Elefanten wieder aufrichtet und wir lächeln dabei, denn wir leben die Kraft der Vielfalt und der individuellen Sicherheit. Wir haben Nichts in unseren Händen, aber umfassende Fähigkeiten in unseren Herzen und unserem Verstand. Wir sind die vielen kleinen und kleinsten Lichter, die das umfassende Dunkel erleuchten und damit vom Leben künden in der Trostlosigkeit des kaltens Dunkels.

Lebt, liebt, lernt!

An alle, die das verstehen und verstanden haben. Es ist soweit. Wohl denn, mögen die, die uns vielleicht zusehen, vor Ehrfurcht erschaudern, denn WIR LEBEN und WIR SIND DIE ZUKUNFT ALLEN LEBENS.

Seid´gesegnet!